Vor 3,5 Jahren
"Warum müssen Polizeipräsidien eigentlich immer so groß sein?
Oliver folgte einem langen Gang, um sich bei seiner neuen Wirkungsstätte und den neuen Kollegen vorstellen zu können. Und wie nicht anders zu erwarten verirrte er sich in diesem großen unübersichtlich gestalteten Kasten, dem neuen Polizeipräsidium in Frankfurt. "Wie das Ding einen Architekturpreis gewinnen konnte, werde ich nie verstehen!"
Am 1. des Folgemonats würde er endlich den letzten Sprung von der "Sonderkomission für jugendliche Straftäter" zum "Kriminalpolizeilichen Kommissariat für Drogendelikte" geschafft haben.
Zwar nicht ganz korrekt auf dem Dienstweg, wie eigentlich vorgesehen, aber ohne ""Vitamin B" geht ja heutzutage fast gar nichts mehr.
‚Sollte ich mir darüber Gedanken machen? Ich denke nicht!‘ Ein schlechtes Gewissen, das er damit andere, die schon länger auf der Warteliste ganz oben standen, verdrängt hatte, quälte ihn nicht. Warum auch? ‚Es haben schon Tausende vor mir gemacht, es werden noch Tausende nach mir machen’Mit diesem Satz erlegte er alle Bedenken schon von vorneherein.
Endlich hatte er den Eingang gefunden. Und wurde dort von der ihn erwartenden Tina auch schon in Empfang genommen.
Sie streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen. "Hallo! Na, auf dem Weg hier her verlaufen?" Sie lächelte wissend.
Oliver streckte ihr ebenfalls die Hand entgegen. "Hey! Nein, natürlich nicht! War ja nicht schwer zu finden." Er zwinkerte ihr zu, um auch ja keinen Zweifel an der Ironie seiner Aussage zu lassen.
"Na dann komm mal mit rein. Bevor ich dir deinen Schreibtisch zeige und dich an die Verwaltung übergebe, damit wir das Organisatorische regeln können, du weiß schon: Waffenschrank, Zutrittskarten usw.; stelle ich dich erst einmal deinem "Meister" für die nächsten Wochen vor!"
"Meister?" Es gelang ihm nicht, seine Verägerung gänzlich zu verbergen. Schließlich war er schon lange genug dabei, ein Ausbilder oder sowas war nun wirklich nicht nötig.
"Jawohl, dein "Meister". Ich kenn‘ dich! Ich weiß, du denkst, du weißt alles. Aber so ganz ohne Einarbeitung wird das hier nicht laufen. Das hatte ich aber von vorne herein klargestellt."
"Ach, war doch nur Spaß!" Er grinste ein nicht ganz ernst gemeintes Lächeln. "Der Ausdruck "Meister" irritierte mich nur ein wenig. Wer ist es denn? Etwa dein Kumpel von dem du mir so vorgeschwärmt hattest?"
Ja er wusste das er einen Partner an die Seite gestellt bekommen würde. Und er wusste auch, das das normal war, doch "Meister" klang so furchtbar nach Ausbilder.
Oliver und Tina lernten sich beim Seminar über "Aktualisiertes Waffenrecht" kennen. Sein energisches, motiviertes Auftreten hinterließ bei Tina einen guten Eindruck, so dass die beiden auch nach Ende des Seminars noch Kontakt zueinander hielten.
Oliver wollte sich immer die Option zu diesem Kommissariat offen halten, und da sind Kontakte immer eine nicht zu unterschätzende Hilfe. Also meldet er sich öfters, war immer lieb und nett und erkundigte sich immer nach freien Stellen. Und zwar so lange, bis sie ihm endlich einen positiven Bescheid gab. Sie würde ein gutes Wort für ihn einlegen, was er natürlich nur allzu gerne annahm.
Und Dank seiner hervorragenden Prüfungsergebnisse, dem guten Eindruck den er beim Kommissariatsleiter beim Vorstellungsgespräch hinterließ und natürlich Tina’s Fürsprache hatte er die Stelle ganz schnell, und ohne je auf einer Warteliste gestanden zu haben im Kasten.
"Ja! Der Boss war der Meinung, das du eine Menge von Mac lernen kannst. Und Mac bekommt ein Chance sich zu bewähren!"
"Hm... was meinst du?"
"Nun ja, Mac ist heißer Kandidat für den Chefsessel in zwei Jahren, wenn der Chef in die wohlverdiente Rente geht. Mac soll zu seinem Nachfolger aufgebaut werden, und so eine "Sache", also "Bärenführer" für Frischlinege, machte sich eben gut im Lebenslauf. Ihr profitiert also beide davon!"
"Ok! Aber lass das mit dem Frischling!"
Am hintersten Büro angekommen klopfte Tina an die geöffnete Tür.
Hinter dem Schreibtisch saß Mac, gerade telefonierend, wie immer akkurat gekleidet und rasiert. Oliver musterte ihn in wenigen Sekunden von oben bis unten. Ziemlich groß, kräftige Statur, Brillenträger, gebügeltes Hemd, akkurat gebundene Krawatte... er konnte nichts entdecken was Tina in ihren Beschreibungen nicht schon erwähnt hatte.
Mac beendete sein Telefongespräch, legte den Hörer auf und sah die beiden "Störenfriede" an.
"Mac, das ist Oliver. Dein neues Pflegekind!" Tina ergriff als erste das Wort.
Mac stand auf, ging auf die Beiden zu und streckte Oliver die Hand entgegen. "Hey! Markus, kurz und bündig für alle: Mac."
"Ich bin, wie schon erwähnt wurde, Oliver!" Er erwiderte auch hier den Händedruck. "Die typischen Abkürzungen sind auch hier wieder angebracht. Also Oli oder wie auch immer!"
Beiden viel der feste Händedruck des Anderen auf, aber keiner sagte etwas dazu.
"Na dann wollen wir doch mal sehen, was die Katze...".Mac zwinkerte in Richtung Tina "...da angeschleppt hat!"
"Nur das Beste!" verteidigte sich Tina.
Oliver hatte keine Lust nur stumm daneben zu steh. "Ich hab schon viel von dir gehört, und wollte nur erwäh...!"
Mac hob die Hand und unterbrach ihn. "Spar dir die Floskeln. Tina hat dich empfohlen, das reicht mir. Und wenn du mir jetzt noch erzählst das du Hackbraten magst hast du schon gewonnen.!"
Oliver war ganz überrascht. "Bitte?"
"Meine Frau kocht heute zur Feier des Tages... welche das auch immer sein soll. Und du machst gleich den Härtetest. Wer Katrins Kochkünste schafft, der schafft auch meine Ausbildung."
"Also ein Einladung zum Essen?" fragte Oliver.
"Du hast recht Tina! Er ist clever!" Dann wieder zu Oliver gewandt. "Geht dir das zu schnell? Ich finde, das man sich in einem privaten Rahmen besser kennen lernt. Ich hab deine Akte gelesen, klingt alles sehr gut, doch will ich mir ein eigenes Bild machen. Geht das in Ordnung für dich?"
Oliver war sichtlich überrascht: "Ja...klar...! Wann und wo?"
Tina unterbrach die beiden. "Ob das so clever von DIR ist?" Sie sah Mac herausfordernd an. "Ich hab dir doch von Oliver’s Abschußquote bei kurzen Röcken erzählt. Also sorg‘ für akkurate Kleidung bei Kathrin!"
"Was für ein Glück das du keine Röcke trägst, nicht wahr!" Und dann wieder zu Oliver. "Wenn er so was versuchen sollte, wird er ganz schnell merken was er davon hat!"
FORTSETZUNG FOLGT....
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9 Kommentare:
Hast einen starken Kontrast zwischen Mac damals und heute entwickelt. Schön. Jetzt interessiert mich natürlich als Leser, was muss da alles passiert sein. War die tote Frau aus Kapitel I Macs Frau? Wird der Streit um seine Frau zu dem tragischen Verwürfnis geführt haben? Wird Olivers Subordinationsproblem eine Rolle spielen? Genug hooks, um als Leser weiter dabei zu bleiben. Bin gespannt.
Ich bin dabei! :-) Und bekomme hunger...
@ Träger des Lichts: Vielleicht verstehts du jetzt, warum nicht jeder deiner Kritikpunkte immer sinnvoll bzw. umsetzbar ist oder war.
Na dann hoffe ich auf weiteren lesespaß!
@ mr elch: freut mich, das sie dabeigebliebn sind. Ich hoffe der Hunger wurde gestillt!
Ich empfinde Macs Frauenfeindlichkeit und Alkoholismus in Teil III noch immer überzeichnet und unrealistisch. Etwas weniger täte gut. Eine Figut muss glaubhaft sein, wenn man sie dem Leser verkaufen will. Aber Realismus steht ja nicht an erster Stelle *gg*
Und wenn du dich auf den Kopf stellst:
1.) Es kommen noch ein paar Kapitel!
2.) Der gegensatz, den du ja in Kapitel 4 ja so schön erkannt hast, wurde bewusst überzeichnet
3.) Realismus steht hiermit offiziel an dritter Stelle:-)
Aber ich stelle mich doch gar nicht auf den Kopf. Würde ja meinen neuen Hut kaputt machen ;-)
Außerdem kannst Du doch machen, was Du willst. Bist doch schon ein Großer *gg*
Mach ich doch auch wie man sieht, oder?
Ja, das machst Du.
Und ja, man sieht es.
Was hältst Du hiervon?
http://www.literareon.de/wettbewerb.php
Bis 30.11.08 hätten wir Zeit.
Wie der Träger des Lichts schon gesagt hat, liest man den Unterschied des alten und neuen Macs sehr gut heraus. Und auch ich frage mich, was vorgefallen ist. Gut geschrieben ist es wie immer. Und sehr oft zum Schmunzeln. ;)
Bin sehr gespannt wie's weiter geht.
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