Mittwoch, 20. August 2008

"Once upon a time..." V : Das Verhör

Heute

Eine halbe Stunde später saß Mac schon Verhörraum.
Hinter einem Tisch. Die Hände in den Schoß gelegt. Der Blick starr auf die Tür gerichtet. Voll konzentriert. .


Jeder der in den letzten Zeit auch im entferntesten mit ihm zu tun hatte, würde ihn nicht wiedererkennen. Der Alkohol schien seinen Körper verlassen zu haben. Es war wie vor dem Vorfall. Er gab Instruktionen, übernahm die vollständige Planung und sorgte dafür das er ohne Umschweife zu ihm gebracht wurde.

Tina ließ es geschehen. Sie bemerkte wieviel es ihm bedeutete. Sie überwachte zwar jeden seiner Schritte, aber formell gab es an seiner Vorgehensweise nichts auszusetzen. In ihr keimte sogar kurz der Verdacht auf, seine Alkoholikerphase sei nur gespielt gewesen.
Nur ein paar Zugeständnisse mußte er ihr machen, sonst hätte sie alles platzen lassen. Er schaffte es zwar, sie davon zu überzeugen, das er sich erst mal alleine mit ihm zu unterhalten kann, doch sie bestand darauf, hinter dem "Spiegel" zuzusehen. Dagegen protestierte er erst, doch bei der Drohung "so, oder gar nicht!" von ihrer Seite aus, gab er zähneknirschend "klein bei". Auch seine Waffe musste er an sie abgeben, was er unter "nuschelndem Protest" auch tat.
Was Tina nicht wußte, war, das es Mac eigentlich egal war. Eine Waffe brauche er sowieso nicht, dessen war er sich sicher.


Im Raum war es totenstill. Nicht mal sein Atem war zu hören.
Tina stand alleine hinter dem "Spiegel" und beobachtete ihn. Später würden sich noch die beiden Beamten, welche Oliver ins Polizeipräsidium geleiten würden, zu ihr gesellen.
Dies war ein Zugeständnis an Mac. Sowenige Zuschauer wie möglich. Die halbe Abteilung hätte sich darum gerissen, diesem "Verhör" beizuwohnen. Und Tina hatte ihre liebe Not, die "Jungs" an der Tür abzuwimmeln.


Mac sah sich nun im Raum um.
Sein linke Hand begann zu zittern. Zum einen Wut. Zum anderen Angst. Zu guter Letzt ein ausgewachsener Kater. Trotz seines konzentrierten Verhaltens, die letzte Nacht forderte immer noch ihren Tribut, und es kostete ihn Mühen, dies zu kaschieren.
In seinem Kopf tanzten tausend Gedanken. Bilder aus der Vergangenheit mischten sich mit seine Gefühlen: ein auf ihn gerichtete Waffe, zwei Flaschen Tequila, ein lebloser weiblicher blutender Körper, ein Zweikampf, Schmerzen, ein Rettungswagen, das "Edinbourgh Pub", ein Krankenhauszimmer.... Immer wieder und wieder, vorwärts und rückwärts....
Die Tür öffnete sich schnell und plötzlich.


Mac wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah im Türrahmen eine mit Handschellen gefesselte Person. Dahinter zwei uniformierte Beamte. Die Beiden führten die gefesselte Person hinein, setzten ihn auf den Stuhl gegenüber von Mac, auf der anderen Seite des Tisches.
Während die beiden gingen, schaute Mac Oliver ganz genau an. Er verglich ihn mit seinen Erinnerungen an ihn.
Sein Haar war länger, im Gesicht ein gepflegter "Drei-Tage-Bart". Das Gesicht war etwas schmaler als damals, und eine Narbe über dem rechten Auge. Ansonsten keine Veränderungen. Ca. 185 cm groß, dunkelblonde Haare, braune Augen..
Mac sah Oliver mit durchdringendem Blick an. Oliver, der die ganze Zeit seinen Kopf nach vorne hängen ließ, blickte auf, und erwiderte den Blick mit ausdruckslosem Gesicht. Er verzog keine Miene.


Nachdem Mac seinen linken Mundwinkel anhob, brach er das schweigen: "Lange nicht gesehen!?" Mehr Feststellung als Frage. "Was hast du so getrieben?" Bitterkeit und Zorn schwangen in seiner Stimme mit. Und es war klar, das ihn die Antwort nicht wirklich interessierte.
Oliver schwieg und sah ausdruckslos an Mac vorbei.
Eine nicht unerwartete Reaktion für Mac. Trotz der Emotionen, die hier mitschwingen, ist das hier ja nicht das erste Verhör in diesem Raum. Warum sollte er sich hier anders verhalten als all die anderen die schon auf diesem Stuhl gesessen haben. Trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit.


"Ich hab viel und oft an dich gedacht in den letzten Jahren..."
Keine Reaktion.
"...und an das was du mir... uns angetan hast!"
Oliver sah Mac plötzlich an, schwieg aber weiter, sein Blick starr, die Augen zusammengekniffen. Deuten konnte man diesen Ausdruck nicht. Die drei Beobachter hinter dem "Spiegel" sahen verwundert zu.
Olivers Augen funkelten und versuchten Mac’s bohrendem Blick standzuhalten.
Mac verlor langsam die Beherrschung, an seinem Hals pochte eine Schlagader. Er schrie Oliver an:" Sieh mich nicht so an!" hastig satnd er auf, die Arme auf den tisch gestützt. "Du hast mein Leben zerstört. Und nicht nur meines..." Der Stuhl hinter ihm fiel beiseite, als sich Mac langsam rückwärts auf den Spiegel zu bewegte.


"Was soll das werden?" Tina beobachtet die Lage, konnte sich allerdings noch keinen Reim auf die Sache machen.
Mac’s Stimme senkte sich wieder: "Aber eigentlich bin ich froh, das du dein Maul hältst..." Mittlerweile hatte er denn Spiegel erreicht. "Dann höre ich vielleicht auch keine Schreie wenn ich dir die Eingeweide rausreisse...!"
Mac streckte seine Arme raus, und packte die an beiden Seiten wegen eines dummen Einrichtungsfehlers angebrachten Vorhänge. Er zog sie zu. "So wird niemand sehen, was jetzt passiert!" flüsterte er so leise, das nicht mal das Mikro, welches in den Raum hinter den "Spiegel" führte, den Satz zu den Beobachtern übermitteln konnte.
"Laß Sie doch zusehen!" Olivers erste Worte.
Mac kniff die Augen zusammen, der Kopf wurde langsam rot. Er schüttelte den Kopf. Seine Lippen formten ein "Nein", ohne es auszusprechen.


Mac rannte los, um den Tisch herum, die Arme nach vorne gerichtet, um nach Oliver zu schnappen. Dieser stand Blitzschnell auf, auch sein Stuhl fiel um. Die gefesselten Arme zog er vor das Gesicht. ‚Welcher Anfänger hat ihn nur vorne gefesselt‘ schoß es Mac durch den Kopf, bevor er seine erste schnelle Rechts-Links Kombination zu Olivers Kopf führte. Diese blieben allerdings dank einer fluchs nach oben gezogenen Doppeldeckung wirkungslos. Oliver sprang einen Schritt zurück, hob das linke Bein an und trat nach Mac’s rechtem Oberschenkel. Mac wurde schmerzhaft getroffen.

"Ahhh.... Ok... verzichten wir auf das Vorgeplänkel!! Du warst zwar damals schon schneller als ich, aber ich hab dich immer aus der Scheiße ziehen müssen. Egal, wie sehr du gewirbelt hast! Erinnerst du dich?" In tollwütiger Manier rannte er wieder auf Oliver los, packte mit beiden Händen nach seinem Kopf und verpaßte ihm eine Kopfnuß. Er traf Olivers Nase, so das Blut in dessen Kopf schoß, er kurz benommen war. Lange genug für Mac um ihn gegen die Wand zu schieben und ihm zweimal in schneller Abfolge mit den Knien in den Magen zu treten. Er holte gerade mit der rechten Faust aus, um ihm noch ein paar Wirkungstreffer ins Gesicht zu schlagen, doch da wurde er plötzlich von 2 uniformierten Beamten zurück gerissen. Mac war außer sich, schrie, brüllte, trat und schlug um sich. Das Bändigen viel den beiden Beamten schwer, doch gemeinsam gelang es ihnen, Mac aus dem Zimmer zu zerren.

Oliver rutschte zu Boden, wo er Blut spuckte. Tina, welche den Raum betreten hatte, nach dem Mac endlich draußen war, stellte sich vor Oliver auf.
"Dir ist klar, das ich ihn eigentlich am liebsten hätte weitermachen lassen!"
Oliver sah zu ihr auf, sagt aber wieder nichts.
"Du wirst versorgt, dann wirst du in die JVA nach Preungesheim verbracht, wo du auf deinen Termin vor dem Richter warten kannst. Wird bestimmt eine tolle Zeit für dich! Ein paar der Jungs die du da rein gebracht hast sitzen noch. Die werden freuen dich zu sehen!"
Oliver sah sie weiter an. "Er ist immer noch genauso temperamentvoll wie damals!"


FORTSETZUNG FOLGT.......

7 Kommentare:

Meise hat gesagt…

Ich bin gespannt, wie's weitergeht!

Tagebuchführer hat gesagt…

Das freut mich, Frau Meise!
Ich dachte schon, ich hätte sie verloren!

Anonym hat gesagt…

Das Verhör an sich könnte länger sein, ist aber gut geschrieben. Unrealistisch sind meiner Meinung nach die Vorhänge vor dem "Spiegel" (Entferne die Ausrufezeichen, Wächter. Tu es einfach.^^) und die Zeit, die die Beamten brauchen, um Mac zu "holen". Sobald er die Vorhänge zuzieht, müssten sie schon reinstürmen. Abgesehen davon gut. Wenn auch kurz. Was habt ihr nur alle gegen Überlänge, wie bei meinen Kapiteln? :D

Tagebuchführer hat gesagt…

Die Vorhänge fallen unter die Kategorie "künstlerische Freiheit", da gebe ich zu, hatte ich ich auch lange Bauchschmerzen mit.
Sie sind gleich losgestürzt aber erstnmal gegeneinander gelaufebn, deswegen hat das so lange gedauert!:-)
Und was die Kürze angeht: Das das nicht wirkliche ein Verhör werden sollte, dürfte doch klar sein.
Die beiden werden sich noch ausführlich unterhalten, versprochen!

Mr.Elch hat gesagt…

Huch ich hätts ja beinahe verpasst... Also mir gefällts... bin auch sehr gespannt, wies nun weitergeht... :-)

Meise hat gesagt…

Ach was, Sie haben mich nicht verloren! ;)

Tagebuchführer hat gesagt…

@ mr. elch: so soll es sein! Und verpassen konnte man hier ja derzeit wirklich nichts!

@ meise: Es erfreut mein Herz, dies zu hören:-)