HEUTE
"Piep....Piep.....Piep....."
Der elektronische Wecker spielte sein Lied bereits seit zehn Minuten vergeblich. Markus, von seinen wenigen noch verbliebenen Freunden nur kurz Mac genannt, reagierte nicht.
Wie eigentlich jeden Morgen. Die letzte Nacht endete wie fast jede andere auch im "Edingburghs Pub" in Frankfurt auf der Zeil. Erst als um vier Uhr morgens die Pforten geschlossen wurden machte er sich auf den Weg nach Hause.
Wie immer wutschnaubend, den wie immer bei seinen Kneipenbesuchen unter der Woche konnte er es überhaupt nicht vertragen, wenn so früh der Laden dicht gemacht wurde. Die Wochenenden waren ihm da schon viel lieber. Da machen sie immer erst um sechs Uhr Feierabend. Eine Uhrzeit, die er meist nicht mehr realisiert. Was auch vollkommen "schnurz" war, denn um diese Zeit hat der Alkoholpegel ihm schon den Tiefschlaf verpasst. Die Taxifahrer vom Taxistand direkt davor kennen ihn und fahren ihn nach Hause. Ihr Geld bekommen sie für gewöhnlich am nächsten Abend, wenn Mac zum nächsten Umtrunk eintrifft. Das geht jetzt schon zwei Jahre so.
Langsam regte sich seine Hand und er schlug in Richtung Wecker. Die ersten drei Schläge verfehlten ihr Ziel, doch dann herrschte endlich Ruhe. Die roten Zahlen zeigten 7:23 Uhr an.
Er rechnete im Kopf nach. Etwa auf knappe drei Stunden Schlaf kam er heute. Soviel wie schon lange nicht mehr.
Er richtete sich auf, und gleichzeitig, als seine Füße den Boden berührten, hatte er mit seiner rechten Hand schon das Zigarettenpäckchen in der Hand, zog sich eine Kippe heraus und zündete sie sich mit seinem "Zippo"an.
Das "Zippo" verweilte noch einen Moment in seiner Hand.... es erinnerte ihn immer wieder an andere, bessere Tage. Es war ein Geschenk!
Mac entschied sich, es heute mal wieder mit einer Dusche zu versuchen und nicht nur seine Klamotten zu tauschen, wie die letzten 2 Tage. Es war wieder mal der Geruchspegel erreicht, der sogar ihn selbst störte.
Er tappte langsam Richtung Badezimmer, das einzige abgetrennte Zimmer in seiner Wohnung.
Die Kippe in seinem Mund brannte langsam aber sicher ab. Er nahm sie nicht aus dem Mund, als er seine Klamotten, die seit dem Vorabend an ihm hafteten auszog, auch dann nicht, als er sich unter die Brause stellte.
Er duschte und wusch sich, die Kippe aber ging nicht aus. Jahrelanges Training.
Nachdem er fertig war, sich abgetrocknet hatte und irgendwo auf dem Boden im Wohnraum noch Kleidung fand, welche noch tragbar war, ging er zum Kühlschrank um noch etwas essbares zu suchen. Etwas das noch nicht in der Lage war, von selbst weg zu laufen, wenn es Mac erblickte! Wie die Tage davor war seine Suche erfolglos, also beschloss er, auf dem Weg zur Arbeit noch kurz was zu besorgen.
"Ich sollte was im Magen haben, bevor ich mir einen Schluck gönne!" sprach er zu sich selbst. Er schnappte sich seine Lederjacke, zog seine Turnschuhe an, legte sein Arbeitsgerät um und tastete nochmal seinen ganzen Körper ab.
Zigaretten? Check! Brieftasche? Check! Waffe? Check! Alles Routine, wie jeden Morgen.
Und wie jeden Morgen blieben seine Hände im Brustbereich an dem gestopften Loch hängen. Er wurde schon oft darauf angesprochen, wie er denn auf die "Schnapsidee" gekommen sei, ein Loch in seiner Lederjacke zu stopfen. Eine Antwort hat aber noch nie jemand erhalten! Zumindest nicht von ihm!
Die Wahrheit kennen nur wenige, und Lügen kostet zuviel Kraft.
Sein Zeigefinger fuhr noch einmal über die Stelle und wieder spürte er diesen Schmerz, wie schon oft in den letzten 2 Jahren. Es tut immer noch weh.
Genau wie damals, als die Kugel der P6 seine Kleidung durchbohrte und nur wenige Zentimeter von seinen Herzen in die Brust eindrang.
Und es tat noch mehr weh, als sein Verstand an eben jenem Tage realisierte, das die Kugel von seinem besten Freund abgefeuert wurde!
Er ging durch die Tür ins Treppenhaus, hinunter auf die Straße, auf den Weg zur Straßenbahn. Aber nicht ohne vorher zwei Zwiebelmettbrötchen und eine Flasche Whiskey käuflich erworben zu haben.....
FORTSETZUNG FOLGT...
9 Kommentare:
WUHU! ENDLICH! NACH ALL DEN JAHREN!
1. Wunderbar geschrieben, wie nicht anders zu erwarten.
2. Fängt schon mal wunderbar lustig an und hört relativ dramatisch auf.
3. Bereits sympathische Hauptfigur.
4. Nach all den Jahren!
5. Das "HEUTE" lässt auf etwas tolles schließen (Gib doch zu, dass du durch meinen Gestern, Heute, Morgen - Eintrag darauf gekommen bist! :D)
Für den Anfang: 9/ 10 Punkten!
Ah, sehr schön, das Loch in der Lederjacke. Bin gespannt, worauf es hinausläuft!
unter der dusche rauchen? bin beeindruckt! ...und harre der dinge da da kommen.
Ich lese mit! Hört sich interessant an bis jetzt... :-)
@ marco:
1. Danke schön!
2. Das du dich so am Leid anderer erfreust:-)
3. Eigentlich ist er ne' arme Sau!
4. Richtig, du hast schon graue Haare bekommen!
5. Nein, ich hab die Geschichte schon lange vor deinem Eintrag angefangen zu schreiben! Bähhh! :-)
@ meise: Hmmm... wären sie enttäuscht wenn ich sage: Schlechter Schneider!:-)
@ maak: wie gesagt. Jahrelange Übung! Und das harren soll belohnt werden!
@ mr. elch: Das wird so weitergehen, das kann ich versprechen!
Das Unter-der-Dusche-Rauchen beeindruckt mich auch *gg*
Deinen Protagonisten hast Du wunderbar eingeführt. Ich kann ihn förmlich greifen, so nah ist er. Der Anfang macht mich neugierig auf das nächste Kapitel. Was mag passiert sein? Was hat ihn so runtergezogen? Sehr schön erzählt.
Neben ein paar Kleinigkeiten in der Rechtschreibung und Zeichensetzung (lies es Dir noch mal durch) ist mir allerdings folgender stilistischer Stolperstein aufgefallen:
Nachdem er fertig war, sich abgetrocknet hatte und irgendwo auf dem Boden im Wohnraum noch Kleidung fand, welche noch tragbar war, ging er zum Kühlschrank um noch etwas essbares zu suchen. Etwas das noch nicht in der Lage war, von selbst weg zu laufen, wenn es Mac erblickte! Wie die Tage davor war seine Suche erfolglos, also beschloss er, auf dem Weg zur Arbeit noch kurz was zu besorgen.
Da solltest Du den Thesaurus einmal bemühen.
Und "welcher", doch das weißt Du ja bereits von mir, ist Behördensprache und hat m. E. in der Literatur nichts verloren.
Ansonsten aber sehr schön ... mehr davon ;-)
Vielen Dank!
Über meine Tippfehler hab ich mich ja schonmal augelassen, und wenn man die Geschichte zum tausendsten Mal liest, übersieht man die Dinge. Deshalb haben Verlage ja auch Lektoren, mit mehr distanz zur Materie!
Überarbeitung bei Gelegenheit!
Mir hilft immer, wenn ich die Geschichten laut vorlese. Dann fällt einem immer vieles noch auf. Leise lesend ist es im Grunde nur ein Überfliegen. Man kennt es ja schon. Aber laut oder noch besser anderen vorzulesen ist was ganz anderes. Probier es mal. Habe deine übrigens auch meiner Liebsten laut vorgelesen. Sie fand sie auch gut ;-)
Dann richte aufrichtigsten Dank aus! Den Rest gibts ja bald! Brauche nur wieder etwas mehr Zeit!
Kommentar veröffentlichen