Mittwoch, 15. Oktober 2008

"Once upon a time..." X: Die Innenstadt


Vor Zwei Jahren....

Oliver schaute nochmal auf den Ausdruck in seiner Hand. Die Wegbeschreibung aus dem Internet war eigentlich sehr genau, nur berücksichtigte sie nicht die derzeit überhand nehmenden Baustellen, welche die Fahrten durch die Frankfurter Innenstadt zu einem Abenteuer machten.

"Klasse, auch eine Art seinen freien Tag zu verbringen!"
Größere Aktionen standen in naher Zukunft nicht an, Überstunden hatte er genug zum Abbauen, so das es auch keine Probleme bereitete sich mal von der Arbeit fern zu halten.
‚Hatte Mac etwas mitbekommen?‘ fragt er sich selbst. ‚Er verhielt sich so sonderbar gestern! Sonnst will er immer alles ganz genau wissen, wenn ich was vorhabe. "Berufsbedingte Neugier!" wie er es immer nennt. "Neid", wie ich es immer nenne. Aber gestern...‘

Er konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, er hatte sein Ziel erreicht, doch stellte sich nun ein neues Problem! Die Parkplatzsituation in Frankfurt ist mindestens genauso bescheiden wie die der Bausstellen. Er stieß einen genervten Seufzer aus. "Donnerstag nachmittag in der großen Stadt! Juchhu! Sieht hier aus, wie vor dem Präsidium, wenn man mal eine halbe Stunde später kommt."
Er folgte den Wegweisern zum nächsten Parkhaus, wo wenigstens ein paar freie Parkplätze auf ihn warteten. Er stellte sein Fahrzeug ab und macht sich zu Fuß auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Was sich bei seinem Orientierungssinn als etwas schwierig heraustellte. Er ist jetzt schon seit etwas mehr als einem Jahr in Frankfurt, und auch in dessen Innenstadt tätig, aber wirklich auskennen tut er sich immer noch nicht. ‚Das kommt halt davon wenn man bei Observierungsmaßnahmen nur das Objekt, nicht die Umgebung im Auge behält.'
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das er bereits ein halbe Stunde zu spät war.
Er beschleunigte sein Tempo in die von ihm vermutete Richtung und dacht noch mal an Mac. Es irritierte Oliver doch ein wenig, das er nicht wie sonst nachhakte. Lediglich ein zwischen den Zähnen herausgepresstes "Hm..." kam aus seinem Munde. Und wenn Mac dieser Laune ist, lässt man ihn besser in Ruhe. Diesen Fehler hat am Anfang mal gemacht, das passiert so schnell nicht wieder. "Er ist wohl einfach etwas überarbeitet! Er kann nichts vermuten!"

Seine Richtungswahl stellte sich als richtig heraus, den bereits zwei Straßen weiter fand er die gesuchte "Tapas Bar", das "Tacitos".
Er trat ein, schaute sich kurz um und fand auch schnell wonach er suchte. Kathrin saß bereits an einem Tisch und hatte einen Kaffee bestellt. Sie sah ihn sofort und macht sich bemerkbar. Er ging auf ihren Tisch zu, sie begrüßten und umarmten sich lange und er setzte sich zu ihr. Hinter der großen Scheibe, durch welche man sich den Schnakraum der Bar einsehen konnte, welche nicht sonderlich gefüllt war um diese Uhrzeit, stand auf der anderen Straßenseite Mac und beobachtete das Geschehen.
Er hatte Oliver verfolgt, seit dieser seine Wohnung in Bad Nauheim verlassen hatte. Er machte sich erst Sorgen entdeckt zu werden, doch jemanden auf der Autobahn zu verfolgen ist leicht, auch wenn der Verfolgte die Praktiken beherrscht. Und in der Innenstadt kam ihm Oliver’s Orientierungssinn zu Hilfe. Er war schlicht zu beschäftigt und abgelenkt, als das er Mac bemerken hätte können.
Und das obwohl Mac ihn mit einem Zivilfahrzeug der Abteilung folgte. Also einem Fahrzeug, das Oliver nach anderthalb Jahren im Einsatz eigentlich kennen müsste. Denn offiziell befand sich Mac im Dienst. "Zum Glück überprüft keiner die Fahrtenbücher! Die vielen Kilometer für eine Kurierfahrt würden sonst auffallen."

Mac zweifelte kurz an seinen Fähigkeiten als Ausbilder, doch konzentrierte er sich dann wieder auf das, was er in der Bar sehen konnte.
Sein Blick verfinsterte sich. Er beobachtet ihr Gespräch, die eine oder andere Vertraulichkeit, die offensichtliche Leichtigkeit zu Beginn, die plötzliche Ernsthaftgkeit ein paar Minuten später. Wie er Oliver ihre Hand ergriff... er konnte sie nicht dabei sehen, ein anderes Paar hatte sich zwischenzeitlich in sein Blickfeld an einen Tisch direkt am Fenster gesetzt. Aber was er sah, das reichte ihm. "Du dreckiges Schwein!" Er kochte innerlich, schlug ständig mit der linken Faust gegen die Wand, an der er lehnte.
Ein Passant, der Szene beobachtete sprach ihn an, ob er irgendwelche Problem habe. Doch bevor ihm einige Problem bereiten konnte, wie erd em Passanten entgegenzischte, beobachtete er, wie die beiden in der Bar offenbar bezahlten, aufstanden und das Lokal verließen. Sie gingen ihn Richtung Parkhaus "Hauptwache", in welchem Oliver seinen Wagen abgestellt hatte. Mac hängte sich hinten dran, nicht ohne dem Passanten, welcher ihn verwirrt hinterher sah noch ein "Ist wohl dein Glückstag! Die Reise zum Mars per Arschtritt war dir schon sicher!" entgegen zischte. Der Passant sah ihn erschrocken an, doch da war Mac auch schon los gelaufen.

Doch der Abstand war schon zu groß, die vielen Passanten auf der Straße taten ihr übriges, so verlor er sie binnen kürzester Zeit aus den Augen.
Es beunruhigte ihn aber nicht wirklich, den das es zum Parkhaus ging, war klar, also rannte er dorthin, um ihre Spur wieder aufzunehmen. Seinen Wagen parkte er direkt neben dem Parkhaus auf einer Sperrfläche. Als der Pförtner des Parkhauses in da verscheuchen wollte, zückte Mac den Dienstausweis und erzählte was von einer "wichtigen Aktion", über die er ihm jetzt nicht mehr erzählen darf, aber er wird demnächst davon in der Zeitung lesen können. Das versetzte den Pförtner in solch freudige Erregung, das er ihn natürlich gewähren lies. Er helfe doch immer gern.

"Ja, du wirst davon bald in der Zeitung lesen. Ganz bestimmt." Mac setzte sich in sein Fahrzeug, und rollte ein wenig vor, so dass er die Ausfahrt besser einsehen konnte. "Ich mach dich kalt, du Schwein!" Seine Fingernägel bohrten sich in das Lenkrad, der zorn färbte sein Gesicht rot.

Kathy’s Fahrzeug verließ zuerst das Parkhaus. "Zufällig im selben Parkhaus geparkt. Zufälle gibt’s!" In Mac’s Vorstellung wurden die Bilder, die sich die letzten Tage in seinem Kopf formten immer realer, sein Atem immer schneller.

Oliver kam schon als nächster aus dem Parkhaus.
Mac hatte seinen Blick fest auf die beiden Fahrzuege gerichtet, lies sie ein bis zwei Wagenlängen Vorsprung erarbeiten, gab Gas und fuhr auf die Straße. Dabei übersah er den von rechts kommenden Lastwagen, welcher nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Mac’s Wagen wurde am vorderen rechten Kotflügel erfasst, musste stehenbleiben. Er versuchte den Wagen wieder zu starten, doch da stieg der Lastwagenfahrer aus und brüllte schon: "Du willst doch nicht etwa abhauen!" Mac bemerkte ihn nicht, stieg aber nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen den motor zum Laufen zu bringen, aus und und schaute die Straße hinauf. Der typische Brummifahrer, 2m hoch, 2 m breit, baute sich vor ihm auf und schrie ihn an: "Du blödes Arschloch, kannst du nicht aufpassen!" und schob Mac seine Zeigefinger ständig in die Brust. Erst jetzt bemerkte Mac ihn überhaupt. Sah ihn aber nur geistesabwesend an, packte den Zeigefinger und verbog ihn nach hinten, so das der LKW-Fahrer unter Schmerzen in die Knie ging.
"Ruhe, ich bin beschäftigt" Mac sah nur noch Oliver’s Wagen um die Ecke verschwinden.
"Ich mach dich fertig. Und wenn ich fertig bin, wirst du dir wünschen, das ich dich umlege!"
Der LKW-Fahrer riss die Augen noch weiter auf, als vorher schon: "Was?" Angst war in seinem Gesicht zu erkenne. Er dachte es ginge um ihn.
"Hab ich nicht gesagt du sollst ruhig sein?"

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