Freitag, 1. August 2008

"Once upon a time...." III: Ein langer Gang

Heute

Mac öffnete die Tür zu seinem Kommissariat und sah den langen Gang entlang, an dessen Ende sich sein Büro befand. Wie auch die meisten anderen Abteilungen bestanden die "Drogendelikte" aus einem langen, mit einem möglichst unmodischen Teppich ausgelegten Flur.

Da er wie in der letzten Zeit häufiger trotz Gleitzeit wieder einmal eine halbe Stunde zu spät kam, glich der Weg zu seinem Büro wie gewohnt einem "Spießrutenlauf". Er musste an jeder Seite des Flures an sechs anderen Büros vorbei. In jedem dieser Büro's saßen schon andere Polizeibeamte und waren tief in ihre Arbeit versunken. Und aus jedem dieser Büros wurde ihm, wie auch schon fast jeden Morgen die gleichen Blicke zugeworfen. Die Kollegen schauten von ihren Schreibtischen, an welchen sie gerade mit der Sachbearbeitung irgendwelcher Anzeigen beschäftigt oder in irgendwelche Telefongespräche vertieft waren, auf.

Mac ging stumm den Gang entlang, schaute nicht hin. Er hatte diese Blicke mit ihrer Mischung aus Verachtung, Enttäuschung und Mitleid schon zu oft gesehen. Interessieren tun sie in schon lange nicht mehr. 'Sehen und Gesehn werden!'

Sturen Blickes bog er in sein Büro ein, schloß die Tür hinter sich , setzte sich hinter seinen Schreibtisch ohne seine Jacke auszuziehen.
Die kurz zuvor erworbene, aber bereits angebrochene Flasche "Jack Daniel’s" landete in der untersten Schublade, welche eigentlich für Karteikarten mit den Anfangsbuchstaben "U-Z" gedacht war. Wie jeden Morgen grinste er bei diesem Ritual. ‚Passt doch!‘ dacht er sich. 'Whiskey fängt auch heute morgen noch mit "W" an!'
Er öffnete die oberste Schublade (A-F), in welcher sich eine noch ungeöffnete Packung "Fishermann’s Friends" befand. Er warf gleich zwei davon ein, um den Alkoholgeruch wenigstens ein bißchen zu überdecken.


Er startete seinen PC, um zu sehen, womit er am Vortag aufgehört hatte zu arbeiten, da klopfte es an seiner Tür.
"Ja!" rief er ungerührt und ohne vom Bildschirm wegzusehen der Tür entgegen. Die Kommissariatsleiterin kam zur Tür herein, und schloß diese auch sofort hinter sich, bevor sie auch nur ein Wort sagte.

Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Türe und schaute ihn an. Mac bewegte seinen Kopf nicht, richtete aber seine Augen in ihre Richtung. Das war das Maximum an Aufmerksamkeit, zu welchem er gerade fähig war. Mehr war seiner Ansicht nach auch nicht nötig, den er konnte schon ahnen, welche "Arie" sie ihm nun wieder einmal vorsingen würde.

"Schon wieder mal eine halbe Stunde?!? Aber wenigstens zur Abwechslung mal geradeaus laufend" began sie das Gespräch. "Ich finde es immer wieder faszinierend, bei einer Kernarbeitszeit von 9:00 Uhr bis 15:00 Uhr trotzdem zu spät zu kommen..."
"Baby, soll das etwa heißen du hast mich vermisst und dir Sorgen gemacht?" Er erhob nun seinen Kopf und grinste schief. So schief, das man ihm ansah, das ihm die Wirkung oder die Bedeutung ihrer Worte vollkommen egal waren.
Jedem anderen innerhalb der Abteilung, der sich dieser Wortwahl erdreistet hätte, wäre jetzt ein "Einlauf" sicher gewesen.


Dieser blühte Mac nicht. Und selbst wenn, wäre es ihm gleich.
Die Beiden kennen sich schon seit der Polizeischule, waren zu dieser Zeit auch recht gut miteinander befreundet. Manche dichteten ihnen auch eine Beziehung an, worauf sie während dieser Zeit aber nie näher eingingen. Im Gegenteil, sie mochten es mit diesem Gerücht zu spielen.
Nach der Schule trennten sich ihre Wege allerdings, jeder war auf anderen Revieren in Frankfurt eingesetzt. Doch als sie beide den Lehrgang für die Kriminalpolizei durchmachten, kreuzten sich ihre Wege wieder und die Zusammenarbeit verlief wie in einem "alten, eingespielten Team."
Und wäre es vor 2 Jahren nicht zu diesem Vorfall gekommen, Mac wäre heute Chef und sie vermutlich die Stellvertreterin.


"Lass den Quatsch!" Ihre Stimme machte klar, das Scherze heute nicht auf dem Programm standen
Sein Grinsen wurde schelmisch. "Ach, Tina.... sei doch nicht so! Es war doch nur ein einfache Frage. Es wird doch nicht die Eifersucht an dir nagen, oder?"
Aus ihm sprach ein Mischung aus Müdigkeit, Gehässigkeit, "Guinness" vom Vorabend und "Jack Daniels" vom Morgen.
Aber das Grinsen verschwand plötzlich. "Lass die blöde Fragerei. Einmal pro Woche die selbe Leier von dir. Und ich hab heute echt kein Laune. Also such dir eine Ausrede aus, welche ich dir in den letzten Wochen schon mal gegeben habe. Oder ist heute endlich der Tag, an denen du deine Drohung war machst und mich bei der Obrigkeit melden wirst? Der Tag, an dem du die lieben kollegen, welche die Geduld mit mir schon lange verloren haben, nicht mehr bei ihrem Weg in die "Teppichetage" aufhalten wirst. Dr Tag, an dem du deine Schuldgefühle über Bord wirfst und dein Mitleid erloschen ist? Muss ich am Ende noch kreativ werden?"
"Lange wird es auf jeden Fall nicht mehr gut gehen!" Tina schaute ihn ungerührt an. Auch sie war es eigentlich leid, jede Woche dieselbe Prozedur durchzuführen. "Deine Schonfrist endet aber wirklich bald!"


Ihre Stimme füllte sich langsam mit Wut, doch ihr Blick sprach eine andere Sprache.
Er kannte diesen Blick. Er hatte ihn oft gesehen. Und er mochte ihn irgendwie, weswegen er wieder auf "Schmusekurs" wechselte. "Kleines, wir kennen uns schon so lange, und ich weiß schon gar nicht mehr ob wir mal was miteinander hatten...!" Er schüttelte kurz den Kopf, so als ob er klar werden wollte:" Hatten wir???"
"Du warst letzt Woche wirklich kreativer!" Auch sie schüttelte mit dem Kopf. In der Woche zuvor, als er so "blau" wie noch nie zuvor auf der Arbeit erschien, blaffte er sie, als er sie doppelt erblickte, lautstark an: "Wir kennen uns jetzt schon so lange... und noch nie hast du mir deine bezaubernde Zwillingsschwester vorgestellt.!" Aber selbst diesen Ausfall deckte sie, nicht ohne ihn gehörig zusammenzustauchen. Was aber trotzdem, wie immer wirkungslos blieb, den Mac kann sich daran gar nicht mehr erinnern. Nur das er am Nachmittag dieses Tages in seinem verschlossenen Büro aufwachte.


"Du weißt genau, das ich mich auch schuldig fühle, wegen allem..." Sie hohlte tief Luft. "Schließlich hab ich ihn damals hier hergeholt.Schließlich hab ich euch miteinander bekannt gemacht.... Eigentlich wollte ich die übliche Rede heute mal weglassen!"
"Oh toll! Was verschafft mir dann die Ehre deiner Anwesenheit! Willst du mich fragen ob wir heute Abend was trinken gehen?"
"Nein!"
"Also los... mach‘s nicht so spannend!" Selbst in seinem Zustand konnte er sehen, das ihr etwas auf der Seele brannte. Seine Neugier war gering, aber sie schien es doch irgendwie zu belasten.
"Er wurde heute morgen geschnappt."
Mac verharrte in einer Starre. Seinen Augen weiteten sich. Er stemmte sich mit beiden Fäusten auf den Tisch, stand langsam auf. "Sag das nochmal!"
"Eine Streife hat ihn auf der A66 wegen einem defekten Rücklicht angehalten und wollte ihn kontrollieren. Einer der beiden Beamten war vor zwei Jahren noch im Studium und Praktikant hier in der Abteilung und kennt daher die ganze Geschichte und die zugehörigen Personen. Er hat ihn sofort erkannt und festgenommen!"
"Wo ist er?" Mac’s Augen wurden ganz klar, der Alkohol schien seinen Körper verlassen zu haben.

"Sie bringen ihn gerade her!"

FORTSETZUNG FOLGT....


9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie haben Osama geschnappt! Wuhu!

Ein typisches Kapitel von dir, Wächter. *g*
Schön zu lesen.

Mr.Elch hat gesagt…

Ja wen haben sie denn geschnappt??? Grrr... ich mag so offene Fragen nicht! ;-)

Andreas Arnold hat gesagt…

Gleich beim Lesen der ersten beiden Sätze kam ich ins Stocken. Zum einen: Welches Kommissariat? Das hätte ich als Leser schon gerne erfahren. In welches Büro begleite ich den Protagonisten denn? Mord-, Diebstahl, welches auch immer, als Leser interessiert mich das. Es ist nicht nebensächlich, immerhin ist es ein Teil deiner Hauptfigur.
Dann stockte ich bei der Gleitzeit. Wie kann er zu spät kommen, wenn er gleitende Arbeitszeit hat? Hat er eine Besprechung versäumt? Das Frühgespräch? Hast Du dem Leser da eine Information vorenthalten oder kam er vielleicht einfach nur eine halbe Stunde später als man es von ihm erwartet. Im letzten Fall wäre "zu spät" die falsche Wortwahl.
Der Dialog mit seiner Vorgesetzten lässt ihn frauenfeindlich erscheinen und auch sehr undankbar, ist sie doch die, die ihn deckt. Wenn das gewollt ist, ist es OK (allerdings erwarte ich als Leser dann noch ein dunkles Geheimnis zwischen den beiden, das plausibel macht, weshalb sie sich das alles gefallen lässt), doch baut es die Sympathiepunkte ab, die er im ersten Kapitel, gerade durch das lässige Rauchen unter der Dusche, sammelte.
Seinen allzu offen gelebten Alkoholismus empfinde ich als Leser unrealistisch; gerade in unserer Ellenbogengesellschaft wäre er schon längst von einem Kollegen angeschwärzt worden. Insofern täte es der Handlung gut, es subtiler anzupacken. Nicht nur, dass es realistischer würde, man könnte es auch nutzen, um den seelischen Schmerz herauszuarbeiten und damit auch dem Charakter mehr Tiefe zu geben.
Ansonsten würde ich mir das Kapitel an deiner Stelle nochmal laut vorlesen. Viele fehlende Kommata und Rechtschreibfehler lassen sich so vor dem Veröffentlichen erkennen und auch die eine oder andere kantige Satzfolge. Als Leser kann man sich besser auf das eigentliche, die Handlung, konzentrieren, wird man nicht ständig durch Lapsus aufgehalten.
Was den letzten Absatz anbelangt, kann ich mich Mr. Elch nicht anschließen. Es ist nur ein Charakter vorgestellt worden, den man geschnappt haben könnte. Wäre es ein anderer, so fehlte der Aufbau völlig, was die Dramatik des Absatzes überflüssig machen würde.
Alles in allem: Lass dem Kapitel die gleiche überzeugende Überarbeitung zugute kommen wie Kapitel zwei und man darf zu Recht mit Spannung Kapitel vier erwarten.

Tagebuchführer hat gesagt…

@ marco: dir kann man einfach nichts vormachen! .-)

@ mr elch: sollte eigntlich nicht so schwer sein, darauf zu kommen, oder?

@ Lichtträger: Manches lasse ich gelten, anderes wiederum nicht. Nur eines vorneweg: Realismus steht nicht an erster Stelle!

Andreas Arnold hat gesagt…

Ich habe mir Mühe gegeben, Deinen Text objektiv und kritisch zu lesen. Es wäre schön, wenn Du dich damit auseinandersetzen würdest. Was lässt Du denn davon gelten und was nicht?
Realismus und Glaubwürdigkeit sind im übrigen zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Superman kann fliegen; unrealistisch, aber für einen Superhelden glaubwürdig. Superman schiebt den Mond vor die Sonne, weil er die Menschheit vor Hautkrebs retten will: Ebenso unrealistisch, aber selbst für einen Superhelden unglaubwürdig.

Tagebuchführer hat gesagt…

Die Sachen, die ich gelten lasse, siehst du jetzt oben. Die anderen sind gebliebn, denn ich will ja nichts vorgreifen, den ich weiß ja noch was kommt...
eion paar deiner Vorschläge würden, dennn Sinn und den Fortlauf der Geschichte entstellen bzw. vorweg nehmen. Und das, wird nicht passieren! :-)
Tipp und Rechtscheibfehler mach ich morgen, bin jetzt zu müde!

Mr.Elch hat gesagt…

Vielleicht sollte ich warten, bis es fertig ist, und es als gesamtes Werk lesen? Ich hab doch schon wieder die hälfte von den anderen Kapiteln vergessen... ;-) Vielleicht ist mein Hirn auch verschmorrt von der Hitze, die hier war, und leider wieder kommen wird...

Oles wirre Welt hat gesagt…

Ein düsterer Hauch von "The Shining". Zumindest im Bild. Nur ohne hypnotische Teppiche. :)

Tagebuchführer hat gesagt…

@ mr elch: das würde ich sehr bedauern!

@ ole: und ohne Blut.... muahahahaa....